Logopädische Störungsbilder – einfach erklärt
Die folgenden Abschnitte geben einen verständlichen Überblick über die häufigsten Störungsbilder und ihre Behandlung.
Aphasie (Sprachverlust nach Hirnschädigungen)
Eine Aphasie entsteht durch eine Schädigung des Gehirns – zum Beispiel nach einem Schlaganfall. Betroffene können Schwierigkeiten beim Sprechen, Verstehen, Lesen oder Schreiben haben.
Wichtig ist: Eine Aphasie ist keine Denkstörung. Menschen mit Aphasie sind weiterhin geistig klar, ihnen fehlt nur der Zugang zur Sprache.
Therapieziele:
- Sprache so weit wie möglich wiederherstellen
- Kommunikationsstrategien erlernen
- Angehörige einbeziehen
Eine vollständige Heilung ist nicht immer möglich, aber deutliche Verbesserungen sind oft erreichbar.
Sprachentwicklungsstörungen bei Kindern
Manche Kinder entwickeln Sprache langsamer oder unregelmäßig. Das kann verschiedene Ursachen haben und zeigt sich z. B. durch einen kleinen Wortschatz, kurze Sätze oder Schwierigkeiten beim Verstehen.
In der Therapie:
- wird geprüft, welche Bereiche der Sprache betroffen sind
- wird entweder ganzheitlich oder sprachspezifisch gearbeitet
- werden Übungen spielerisch vermittelt, damit Kinder aktiv und motiviert mitmachen
Kindliche Aussprachestörungen
Kinder mit Aussprachestörungen sprechen Laute falsch aus oder ersetzen sie durch andere. Das kann z. B. daran liegen, dass sie Laute akustisch schlecht unterscheiden oder Bewegungen im Mundbereich schwer wahrnehmen.
Therapieinhalte:
- genaue Diagnostik der Hör- und Wahrnehmungsfähigkeit
- gezielte Übungen zur Lautbildung
- spielerisches Üben in Alltagssituationen
Eine frühe Behandlung hilft, spätere Probleme beim Lesen und Schreiben zu vermeiden.
Sprechstörungen nach neurologischen Erkrankungen
Nach Erkrankungen wie Parkinson, Schlaganfall oder Schädel-Hirn-Verletzungen kann die Sprechmotorik beeinträchtigt sein. Die Stimme klingt dann oft verwaschen, leise oder undeutlich.
Therapieziele:
- deutlicher sprechen
- Atem und Stimme besser koordinieren
- Strategien für den Alltag entwickeln
Stottern
Stottern ist eine Störung des Redeflusses. Es zeigt sich durch Wiederholungen, Blockaden oder Dehnungen von Lauten und Silben. Das Stottern wird nicht bewusst verursacht – es entsteht aus einer Mischung aus genetischen, neurologischen und situativen Faktoren.
Wichtig zu wissen:
- etwa 1 % aller Menschen stottern
- Stress verstärkt Stottern oft
- bei Kindern sind die Chancen auf eine deutliche Verbesserung besonders gut
Therapieinhalte:
- Redefluss-Techniken
- Abbau von Angst und Vermeidung
- Arbeit an Selbstvertrauen und Kommunikation
Bei Erwachsenen kann die Sprechweise ebenfalls verbessert werden, auch wenn völlige Symptomfreiheit nicht immer erreichbar ist.
Dysphonien (Heiserkeit, schwache oder belastete Stimme)
Stimmstörungen können durch Überlastung, falsche Stimmtechnik, Entzündungen, Nervenschäden oder hormonelle Veränderungen entstehen. Die Stimme klingt häufig rau, heiser, gepresst oder brüchig.
Berufe wie Lehrkräfte, Erzieher*innen oder Call-Center-Mitarbeitende sind besonders gefährdet.
Therapieinhalte:
- Verbesserung der Atem- und Stimmtechnik
- ökonomischer Stimmeinsatz im Alltag
- Entspannung und Körperarbeit
Bei manchen Ursachen ist eine vollständige Rehabilitation möglich.
Dysphagie (gestörter Schluckvorgang)
Ein gestörter Schluckvorgang kann gefährlich sein, da Nahrung, Flüssigkeit oder Speichel in die Lunge gelangen können. Häufig entsteht eine Dysphagie durch neurologische Erkrankungen wie Schlaganfall, Parkinson oder Demenz.
Typische Anzeichen:
- Husten oder Würgen beim Essen
- Speichel läuft aus dem Mund
- Essen oder Trinken gelangt in die Nase
- wiederkehrende Lungenentzündungen
Da die Wahrnehmung im Rachenbereich oft gestört ist, bemerken Betroffene das Problem manchmal selbst nicht.
Therapieziele:
- sicherer Schluckvorgang
- Anpassung von Kostformen
- Kräftigung der Muskulatur
- enge Zusammenarbeit mit ÄrztInnen und Pflege
Logopädie hilft Menschen jeden Alters bei Problemen mit:
- Sprache (z. B. Aphasie, Sprachentwicklungsstörungen)
- Sprechen (z. B. Aussprachestörungen, Stottern)
- Stimme (z. B. Heiserkeit, Stimmlippenprobleme)
- Schlucken (z. B. nach neurologischen Erkrankungen)
Mit einer individuellen und fachlich fundierten Therapie können viele Fähigkeiten verbessert, wiederhergestellt oder neu erlernt werden.